NYC – Im Puls des Entkernten
Realisationsformen
2 Video-Visiografien (2011, rev. 2020)
Klang-Bild-Kompositionen
Part I – „14 Street – Late Nights On Local Track“ (30‘59)
Part II – „Surrender” (14‘18)
Meinem Sohn Hanno gewidmet
Diese beiden 2020 vorsichtig redigierten Neufassungen meiner NewYork-City Video-Visiografien von 2009/2011 sind stilistisch und konzeptionell in einer anderen Welt als meine gegenwärtige Kunst beheimatet, dennoch erschreckend aktuell*) **)
Das Geschehen in den Machtzentren Manhattens
Das Geschehen in den Machtzentren Manhattens prägt weltweites Wirtschafts- und Finanzgeschehen - dicht getaktet alles aufsaugend.
Trotz Atemlosigkeit erzeugen sich letztlich nur Wiederholungen als immer neue Varianten sich gleichender Prozesse. Der Rhythmus aus der Verbindung von Geschwindigkeit im Stillstand und Wiederholung nivelliert mit gewalthafter Macht alles zur maskenhaften Chiffre: zunehmender Druck baut sich auf, in dem lebendige soziale Beziehungen, innere Ruhe oder die Entfaltung der eigenen Mitte in Freiheit und Leichtigkeit sich mehr und mehr in Entkernung verlieren: der Weg zum Zusammenbruch in eine nur noch funktionale Hülle – ein Paradox, das in der Metapher der hart kreisenden Klang-/Bild-Strukturen der Videos konzentriert seinen Spiegel erfährt.
Part I – „14 Street – Late Nights On Local Track“
Eine Szene aus der U-Bahn-Station 14 Street führt zunehmend in die unmittelbare Erfahrung scheinbar endlos wachsenden Drucks, im Bewusstwerden der Ohnmacht mündend: In der Bild-Metapher paralysiert Überflutung New Yorks Infrastruktur.
Mit dem Hurrikan „Sandy“ wurde dieses Katastrophenszenario 2012 (1 Jahr nach der Fertigstellung der Video-Visiografie) dann bittere Realität.*)
Part II – „Surrender”
Das drängende Pulsieren der Stadt pervertiert mehr und mehr zu erstarrten Formeln um sich selbst kreisender Leere. Die elektronische Musik zu dem Video bezieht O-Töne amerikanischer Militärnachrichten mit ein. Am Ende der Komposition löst sich ein Gesangsfragment wie von Ferne befreiend aus dem erstarrten Untergangs-Szenario.**)
Die Realität
*) 2012: New York unter Wasser
Die "Welt" berichtet am 30.10.2012: "Nordamerikas längster Straßentunnel, der Manhattan über drei Kilometer mit Brooklyn verbindet, lief in Sturzbächen voll. Wirbelsturm 'Sandy' hatte sich mit ohrenbetäubenden Geräuschen auf New York gestürzt und die angeblich nie schlafende Metropole in eine dunkle Geisterstadt verwandelt. Windböen peitschten durch die Stadt, immer wieder waren Sirenen zu hören. Sieben U-Bahn-Schächte wurden von den Wassermassen überschwemmt. Wie die Verkehrsbehörde MTA mitteilte, handelte es sich in diesem Bereich um die schlimmste Katastrophe seit mehr als einhundert Jahren. 'Die New Yorker U-Bahn ist 108 Jahre alt, aber niemals war sie mit einer derart verheerenden Katastrophe konfrontiert, wie wir sie in der vergangenen Nacht erlebt haben', erklärte Joseph Lhota, der Chef der Metropolitan Transportation Authority."
**) 2020 Unterdrückung und Entdemokratisierung
Die aktuellen autokratischen Verwerfungen im politischen Geschehen mit Lügen, Gewalt und Aushöhlung demokratischer Strukturen angesichts der Corona-Krise und des Widerstands gegen Rassismus bis hin zum Einsatz der Nationalgarde zur "Befriedung" lassen die seinerzeit im Video stilisierten Verwerfungen zur erschreckend real wirken.